Frei sein. Für Widerstand.

von Maren

Diese Woche habe ich sehr, sehr viel Zeit im Zug verbracht. Da gibt es gerade so eine Baustelle, die macht, dass mein Zug einen Umweg fährt und so habe ich mehr Zeit. Viel mehr Zeit, um mehr aus dem Fenster zu gucken und mehr Buchstaben zu malen. Zeit für mehr Musik und noch mehr Zeit, um dabei nachzudenken. Darüber, warum es gerade anders läuft, als ich es mir ausgemalt habe, warum ich nicht so kann, wie ich gerne würde und warum das Gefühl dabei ein müdes, erschöpftes und zögerliches ist.

Auf einer dieser Zugfahrten ist mir ein Lied in meiner Playlist begegnet.

Lieder schaffen oft Worte und Melodien, wo ich selber nicht in der Lage bin, Gefühle in Worte zu bringen. Beim aus dem Fenster schauen und mit diesem Lied im Ohr und im Herzen habe ich mich gefragt: und wenn das nun mein ganz persönlicher Versucher ist? (Evangelium: Mt ‪4,1-11) Der Versucher, der immer alles möglichst schön und möglichst perfekt haben will, der immer eine Lösung hat und keine Probleme macht und immer funktioniert, der einen Plan hat und die Richtung kennt und der immer weitergeht. Der Antreiber ist und Stimme im Ohr und der sagt: stell dich mal nicht so an.

Aber seit einer Weile gibt es da diesen Widerstand, der dem Versucher gegenübergetreten ist und sagt: das geht so nicht. Wir können nicht perfekt sein, ständig unseren Ansprüchen hinterherhetzen, alles immer schön haben und einfach so funktionieren. Und: das wollen wir auch nicht. Erst war er ganz leise und wurde immer lauter, der Widerstand. Er sucht sich den Freiraum, den er braucht, um seine Botschaft an mich loszuwerden. Und ich glaube, die Liedzeilen von Lina Maly beschreiben sehr gut, was er mir sagen will.

„Ich wäre manchmal gerne weniger von allem

Und trotzdem genug

Will ohne Plan und ohne Richtung sein

Aber irgendwie gut

Ohne Lösung, ohne Perfektion

Und ohne aufzufallen will ich ich selber sein

Will ich ich selber sein“

Frei sein. Für Widerstand.