Erstellt am: 22. Feb 2017 von Maren
Kategorie(n): Blog
Ich wurde geboren in einem Fluss
Und seitdem treibe ich dahin
Durch dieses Leben das mich lieben will
Egal was ich auch bin
Und also existiere ich und atme und finde
Das war gar kein schlechter Anfang
W@nder – eine Konferenz für Pioniere – ist vielleicht so etwas wie ein Anfang. Ein ziemlich guter Anfang, um darüber ins Gespräch zu kommen, was Jonny Baker „the gift of not fitting in“ nennt. Die Gabe des nicht Hineinpassens, des sich fremd Fühlens in Kirche. Er bezeichnet es als ein Geschenk, eine Gabe, und nimmt diesem Gefühl so die Schwere und den Drang, sich dafür rechtfertigen zu müssen, Dinge in Kirche komisch oder anders zu finden.
Dann lag ich eine Weile lang im Koma
Jetzt bin ich endlich wieder wach
Und ich hab Euch Blumen und Pralinen vom Arsch der Hölle mitgebracht
Ich lerne langsam wieder laufen und sprechen
Ich gebe den Dingen einen Namen.
Dieses Gefühl in Worte zu bringen, Dinge benennen zu können, eine Gemeinschaft herzustellen aus Menschen, die ähnlich fühlen: das ist mit W@nder passiert. Für mich war W@nder anders als die Konferenzen, die ich bisher besucht habe. Da waren die Menschen, die ich aus meiner Twitter-Timeline oder von Instagram schon kannte – ihre Gedanken, Bilder, Projekte und Ideen – und mit denen ich auf einen Kaffee verabredet war. Da war die Ästhetik und die Gestaltung des Ortes, die so sehr dem Lebensgefühl des Wunderers und Wanderers entsprach, als der „Muff der Pfarrheime“ (-> Martin Recke zu W@nder). Und da war das Herz, das in dieser Konferenz und in dem Thema steckte – vor allem das von Sandra und Maria und dem Kirche²-Team und von den Menschen, die da waren. Und all das zusammen gab mir das Gefühl, mich zu Hause zu fühlen.
Ich sage meine Liebe, meine Lügen, meine Hoffnung, meine Schuld,
meine Leidenschaft, mein Feuer, meine Wut und meine Ungeduld
mein nein und mein vielleicht und mein unbedingtes ja
oh ja ich will
Oh ja ich will
Ich will mich wieder wundern will erstaunt sein
Will wie der allererste Mensch
Mit neuen Augen zwischen den Dingen stehen
Und nichts wiedererkennen
Die Schritte setzen durch Wälder und Wiesen
Und sagen ja es ist gut – ist gar nicht so schlecht
Staunen durfte ich und mich wundern – über diese Menschen, die ihre Geschichten des w@nderns erzählt haben, von ihren Wunden und Hoffnungen, von ihrer Ungeduld und ihrer Leidenschaft, manchmal auch von ihrer Wut, aber immer auch von ihrer Liebe zu Gott und den Menschen. Von den Konfrontationen mit Kaffeesahne und Gummibäumen und einer Kirche, die so ganz anders ist als das eigene Leben. Und von dem Wunsch, schon immer Gemeindegründerin werden zu wollen. Ein Gedanke, der mir in meiner Kirche so bisher noch nie begegnet ist. Und der mich hat sagen lassen: oh ja! Ich will.
Und also öffne ich meine Arme öffne sie so weit ich kann
Denn jeder Tag ist ein Geschenk er ist nur scheiße verpackt
Und man fummelt am Geschenkpapier rum und kriegt es nur mühsam wieder ab
Doch ja ich weiß jetzt es gibt Menschen die diese Welt durchaus rechtfertigen
Die durch ihr bloßes Dasein andern Menschen leben helfen
Die lieben und lieben und lieben und lieben und lieben und lieben
Als wäre es das leichteste der Welt
Ich will einer von Ihnen sein
Oh ja ich will
Ich glaube nicht, dass W@nder etwas elitäres oder exklusives ist oder sein will. Oder dass es etwas Neues ist und deswegen so gehypt wird. Nur weil Kirche immer auch ein bisschen verzweifelt auf der Suche nach Formen der Verkündigung ist, die die Menschen anders ansprechen. Diese Vermutungen sind mir in Gesprächen begegnet, in denen es um die Ästhetik und die Art von W@nder ging. Ich glaube viel eher, dass W@nder leben helfen will, dass es die Menschen ernst nimmt und ihnen etwas zutraut. Dass es einem Gefühl eine Ausdrucksform gibt, die genau aus diesem Gefühl heraus entsteht. Und ja, wäre es nicht anders, dann könnten wir ja einfach so weiter machen wie bisher. Mit Kaffeesahne und Gummibäumen und dem Gefühl, sich immer ein bisschen fremd zu fühlen.
Und manchmal liege ich nachts wach und träume von den schönsten Melodien
Sie schweben durch die Dunkelheit ich stell mir vor ich schwebe mit ihnen
Irgendetwas in mir will leuchten und wird schwerelos
Dann kommt ein Schlagzeug rein und treibt den Beat bis hinter meine Ohren
Ein Bass umgarnt die Bassdrum eine Gitarre drängt nach vorn
Und irgendwo im nirgendwo pfeift ein himmlisches Feedback
Und alles gerät in Bewegung der ganze Raum fängt an zu schwingen
Und ich höre eine engelsgleiche Stimme und viele mehr die mitsingen
Sie singen „never mind the Darkness Baby you will be save by Rock ’n‘ Roll, yeah Rock ’n‘ Roll”
Oh ja ich will
Ich bin mit diesem Lied im Ohr und im Herzen nach Hause gefahren. Mit der Hoffnung, dass da etwas in Bewegung geraten ist und vielleicht auch die Kirche in Schwingung versetzt. Ganz leicht. Aber spürbar. W@nder wirkt nach, in meinem Denken und in meinem Sein und in meinem Mut, dem Gefühl einen Namen zu geben und meinen Fragen und Ideen nachzugehen. „Never mind the Darkness Baby you will be save by Rock ’n‘ Roll, yeah Rock ’n‘ Roll” Oh ja ich will.
Das Leichteste der Welt // Kid Kopphausen
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