Erstellt am: 28. Dez 2017 von Daniel Konnemann
Kategorie(n): Atmosphäre | Weihnachtskalender
von Julia Schönbeck
als Predigt zum 2. Weihnachtstag: Er besteht mit Dir. Wo bestehst Du?
Ich erinnere mich noch ganz genau daran: Ich bin 10 Jahre alt. In meinen Balettschuhen, den Flügeln und dem schönen weißen Kleid, mit den goldenen Sternen hocke ich auf dem Treppenabsatz zur Orgelempore und warte auf meinen Einsatz. Da ist er. Ich stehe auf, stehe dort oben im Licht und: ich lächle. Ich lächle wie Engel eben lächeln oder so, wie mein Kinderherz es sich eben vorstellt. „Fürchtet Euch nicht, siehe, ich verkündige Euch große Freude, denn Euch ist heute der Heiland geboren: Christus der Herr, in Bethlehem.“ Ich bin 10 Jahre alt. Ich habe absolut keine Ahnung was oder wer ein Heiland ist. Aber diese alljährlichen Momente dort oben auf dem Treppenabsatz, die bleiben bis heute tief verbunden mit dem Gefühl von Weihnachten.
Ich möchte zurück auf meinen Treppenabsatz. Vielleicht wusste ich nicht, was das Wort „Heiland“ bedeutet, aber ich habe Weihnachten gefühlt und ich war ein Engel, mit Liebe im Herzen und ja, auch mit einer ordentlichen Portion Stolz. Ich war ein Engel. Doch die Welt wusste nichts davon, denn sie war erwachsen und sie dachte, ich sei bloß eine Figur im diesjährigen Krippenspiel.
Wir erinnern uns heute an Stephanus. Er hat auch von Gott erzählt, aber sie wollten es nicht hören. Sie haben ihm nicht geglaubt. Sie fühlten sich bedroht und sie haben ihn dafür verantwortlich gemacht. Aber er glaubte – für sie mit – an das Gute, an Gott. Mir kommt diese Geschichte bekannt vor. Eine Geschichte von Mut, von Wahrheit, Glaube an das Gute, von Berufung und Überzeugung, davon alles zu geben und nicht allein zu sein. Ein Kind, das alles ändert, das Hoffnung gibt und zeigt, dass Liebe stärker ist als alles Böse in der Welt. Das klingt nach Harry Potter.*
Die Stimme eines Kindes, egal wie ehrlich oder aufrichtig, ist bedeutungslos für jene, die verlernt haben zuzuhören.
Ich war Engel und ich verkündigte aus vollem Herzen die frohe Botschaft, von diesem Heiland, der es in mir Weihnachten werden ließ. Dieser Stolz ist nicht immer da, weil es nicht immer so einfach ist wie im Krippenspiel, wo sie doch alle nur auf die frohe Botschaft warten.
Die Wahrheit ist etwas Schreckliches und Schönes zugleich und sollte daher mit großer Umsicht behandelt werden.
Wann erzähle ich heute von meinem Glauben?
Es verlangt sehr viel Tapferkeit, sich seinen Feinden in den Weg zu stellen, aber wesentlich mehr noch, sich seinen Freunden in den Weg zu stellen.
Wo bestehe ich auf dem, was mir am Herzen liegt, wo gebe ich nach?
Schon bald müssen wir uns entscheiden zwischen dem richtigen Weg und dem leichten.
Wo bestehe ich – und er mit mir?
Aber glaubt mir, dass man Glück und Zuversicht selbst in Zeiten der Dunkelheit zu finden vermag. Man darf bloß nicht vergessen ein Licht leuchten zu lassen.
Wann lasse ich mein Licht leuchten und trotze der Dunkelheit? Wann brauche ich das Licht der anderen?
Es sind nicht unsere Fähigkeiten, die zeigen, wer wir sind – sondern unsere Entscheidungen.
Wo bin ich heute noch der Engel auf dem Treppenabsatz zur Orgel?
Natürlich passiert es in deinem Kopf, aber warum um alles in der Welt sollte das bedeuten, dass es nicht wirklich ist?
Wo bestehst Du? Wo besteht er für Dich?
Der letzte Feind, der zerstört werden wird, ist der Tod. (1.Korinther 15,26.)
*die nachfolgenden Zitate stammen aus Harry Potter-Filmen von Warner Bros., nach Romanvorlage von J. K. Rowling
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