Frei sein. Für Schuld.

Erstellt am: 26. Mrz 2017 von Daniel Konnemann
Kategorie(n): Atmosphäre

»Warum bist du hier?«

»Ich war’s nicht, wenn du schon fragst.«

»Dann passt du bestens hierher. Weil hier jeder unschuldig ist. Wusstest du das nicht?«

(Morgan Freeman und Tim Robbins als Red und Andy im Film „The Shawshenk Redemption“ (Die Verurteilten) von 1994.)

Dieser kleine Wortwechsel ist mir sehr im Gedächtnis geblieben. Zwei verurteilte Verbrecher im Gefängnis unterhalten sich, warum sie einsitzen. Ich lache mit den beiden. Na klar, hier ist jeder unschuldig.
Unschuldig, das sind wir doch alle. Immer. Oder?
Wer gibt schon gerne zu, dass er einen Fehler gemacht hat. Vielleicht deswegen gescheitert ist. Mit einem Projekt, mit einer Idee, vielleicht sogar mit seinem Lebensentwurf. »Ich war’s nicht, wenn du schon fragst.«
Na klar, das ist ja auch überall so. Wenn Flughäfen nicht fertig werden und Kosten explodieren, wenn Autos auf einmal eine Software haben, die Abgaswerte manipuliert… Ich war’s nicht!
Ja, es gibt oft mehr als einen Faktor zu berücksichtigen, aber so ganz ohne Schuld … waren es immer nur die Umstände? Ehrlich, da fühle ich mich verarscht. Und wenn es immer nur der andere war, auch.
Was macht es so schlimm, zu seiner Schuld zu stehen? Sie sich selbst einzugestehen? Vielleicht weil das perfekte Selbstbild dann nicht mehr passt? Die Rolle des perfekten, fehlerfreien und damit starken Menschen?
Frei sein. Für Schuld.
Ja, für Schuld und nicht von Schuld. Das ist eine andere Perspektive und die viel größere Herausforderung, mit der wir in diese Tage gehen. Für eigene Schuld einzustehen. Fehler, falsche Entscheidungen, den Mist, den ich verzapft habe.
Ich bin unschuldig! – Das sagen die im Gefängnis wie Red und Andy.
Ich habe Mist gebaut…. Das sind Worte, mit denen ich frei komme.
Schuld, für die ich bereit bin frei zu sein (und nur die), kann auch vergeben werden. So entsteht ein Freiraum für Neues. Ein Raum, in dem ich entspannter umgehe mit den Fehlern anderer.
Frei sein. Für Schuld.

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